Going Home 2023 / Part 1

20.08.2023

Lange Zeit hatte ich auf diesen Augenblick gewartet. Nun war er da. Der Rucksack war gepackt (ca. 19,5kg), die Motivation war hoch und tränenreich war der Abschied, als mich meine Familie (Runa, Jul und Daria) kurz nach 7 Uhr am Bahnhof Felixdorf absetzte. Sogar mein Bruder Hummel war zum Verabschieden gekommen.

Also ging es mit dem Zug nach Wien zum Hauptbahnhof und danach weiter in Richtung Dornbirn. Nachdem ich mir dieses Jahr zum Ersten Mal die ÖBB Vorteilskarte zugelegt hatte, gönnte ich mir auch gleich die erste Klasse für die Zugfahrt nach Dornbirn. Ein bissl mehr Platzt bei fast 7h Fahrt ist ja auch was schönes.

Bei glühender Hitze kam ich am frühen Nachmittag dann in Dornbirn an und stapfte triefend vor Schweiß Richtung „Gasthaus Betlehem“. Der Name war ein wenig abschreckend, aber das war auch schon das einzig „negative“ an der Unterkunft. Das Essen im Gasthaus war hervorragend und das Zimmer einfach und preisgünstig.

21.08.2023

Der Wecker läutete um 7.00 und 15 Minuten später saß ich schon beim Frühstück und stärkte mich für den Tag. Danach holte ich mir noch ein paar Vitamine vom SPAR und schließlich startete ich mit der Wanderung.

Als mich mein GPS Gerät am Ortsende endlich von der Straße auf einen Waldpfad leitete, bemerkte ich einen älteren Herren, der gerade mit einer Sense die Wiese mähte und mich begutachtete. Im Vorbeigehen fragte er mich dann wohin ich unterwegs sei. „Nordalpenweg nach Hause bis Wiener Neustadt“ entgegnete ich und seine Augen begannen zu funkeln. Er hatte den Nordalpenweg (in entgegengesetzter Richtung) bereits vor einigen Jahren gemacht und strahlte als er mir davon erzählte. Nach ein paar Minuten Plauderei wünschte er mir viel Erfolg und eine Schöne Zeit und ich stapfte weiter.

Schweißtreibend war der Anstieg, da es schon früh morgens knappe 30 Grad hatte. Weiter ging es durch die Randgebiete von Dornbirn bis ich schließlich die Dörfer hinter mir ließ und durch den Wald Richtung Lustenauer Hütte unterwegs war.

Als ich an einem Wegweiser vorbeikam erfuhr ich schließlich dass die Lustenauer Hütte geschlossen hatte und so bog ich gleich ein wenig früher Richtung Bregenzer Hütte ab.

Dort angekommen staunten die Gäste einerseits über die Größe meines Rucksacks, aber auch wie viel ein Mensch schwitzen kann 😉

Die Wirtin fragte natürlich auch gleich wohin ich unterwegs sei und war äußerst freundlich. Es gab sehr leckeres Essen und gutes Bier!

Gestärkt machte ich mich dann auf die Weiterreise, denn mein Tagesziel war der Firstgrat, wo ich mein Lager aufschlagen wollte. Also stapfte ich motiviert bergauf und freute mich immer wieder sehr, wenn ich eine Quelle oder eine Viehtränke entdeckte. Schnell war der Wasserfilter im Einsatz und ich füllte meine Flaschen auf.

(im Bild hinter mir der Firstgrad)

Kurz vor 18 Uhr kam ich dann endlich auf dem Firstgrat an. Nachdem es in Vorarlberg nicht illegal ist, im Gebirge zu zelten, stellte ich mein Zelt direkt neben dem Wanderweg auf. Ich wollte ohnehin schon sehr früh wieder aufbrechen. Dann holte ich den Kocher raus und bereitete mein Abendessen zu. Anschließend genoß ich noch den herrlichen Sonnenuntergang bevor mir dann sehr schnell die Augen zu fielen…

In der Nacht wurde ich munter weil etwas an meinem Aussenzelt „kratzte“. Es hörte sich an als würden irgendwelche Tiere um mein Zelt herumschleichen…….stellte sich aber heraus das es lediglich das Hohe Gras war, das der Wind sanft an mein Zelt drückte 😉

22.08.2023

Kurz nach 6 Uhr war ich bereits munter und die Sonne lachte auch schon auf mein Zelt. also baute ich fix das Zelt ab und packte meine Sachen zusammen, bevor ich mich zum Frühstück setzte und einen Apfel und eine Semmel verdrückte. Kurz darauf kamen auch schon die ersten Wanderinnen am Weg vorbei.

Kurz nach 7 Uhr ging die heutige Etappe los. Vorbei an der Mörzelspitze und am Salzbodenkopf ging es Richtung Hoher Freschen. Als ich dann den Wegweiser sah, der in Richtung meines weiteren Weges zeigte, bekam meine Motivation einen leichten Dämpfer. Ein weißer Pfeil mit blauem Strich zeigt in Vorarlberg einen schweren Bergweg an (in den restlichen Bundesländern ein schwarzer Punkt). Aber ja, schwere Bergwege hab ich in meinem Leben schon sehr viele begangen…..allerdings nicht mit 19,5 kg am Rücken und meist nicht alleine.

Je näher ich Richtung Hoher Freschen kam, wusste ich warum es ein schwerer Bergweg sein sollte. Landschaftlich war es ja wirklich traumhaft, aber für meine Psyche (samt Höhenangst) eine Herausforderung. Also nahm ich mir ein paar Minuten Zeit um meinen Kopf auf den folgenden Aufstieg über den Grat vorzubereiten bevor ich mit dem Aufstieg begann.

Umso glücklicher war ich, als ich diese Etappe gemeistert hatte. Oben angekommen erwartete mich eine Gruppe Pensionisten vom Alpenverein, die gerade ein Gipfelfoto machen wollten. Keuchend übernahm ich diese Aufgabe und wurde natürlich prompt wieder auf meinen großen Rucksack angesprochen. Nach einer netten Plauderei ging ich weiter zum Freschen Haus, wo schon ein leckeres Mittagessen auf mich wartete.

Einer der netten Herren der Pensionistengruppe war so begeistert von meinem Abenteuer, dass er es sich nicht nehmen ließ mich auf ein Bier einzuladen 🙂

Danach ging ich weiter leicht bergauf / bergab, vorbei an unzählichen Kuhherden Richtung Damüls

Nachdem die heutige Etappe ca. 25km lang war und doch einige Höhenmeter dabei waren, kam ich erst kurz vor 19.30 in Damüls an. Mein blauäugiger Plan war, einfach bei Privathaushalten zu fragen, ob ich mein Zelt im Garten für eine Nacht aufstellen dürfe. Das Problem war leider dass es in Damüls scheinbar keine Privathaushalte gibt, sondern ein Hotel ans nächste grenzt. Ein wenig überfordert setzte ich mich kurz auf eine Bank im Ortszentrum und beschloss dann in einem Hotel nachzufragen. Im ersten Hotel wurde ich ans Nachbarhotel verwiesen, da es bei ihnen unüblich sei, Gäste im Zelt übernachten zu lassen 😉

Im Nachbarhotel (Hotel Enzian), dass dem Bürgermeister gehörte, wurde ich von der Chefin total nett empfangen. Sie telefonierte kurz mit ihrem Mann und bot mir an, entweder am Sportplatz oder bei ihnen im Garten zelten zu dürfen. Freudig beschloss ich mein Zelt im Garten aufzustellen. Sie meinte dann sofort dass ich in der Früh ja nicht ohne Frühstück losziehen dürfe und unbedingt bei ihnen frühstücken muss. Als ich gerade dabei war das Zelt aufzubauen, kam sie nochmal und meinte dass sie noch ein Notzimmer hätte und ich dort ja sicher besser schlafen würde. Außerdem war das Zimmer mit Dusche 🙂 Überwältigt von der Gastfreundschaft bezog ich also mein Zimmer und begann sofort meine Powerbank und sämtlichen elektrischen Utensilien aufzuladen. Gleich darauf machte ich mit dem Wäsche waschen weiter.

Um 21.00 war ich dann schließlich so totmüde, dass ich in meinem Bett einschlief!

Hier nochmal ein DICKES DANKESCHÖN an ALINA für die überwältigende Gastfreundschaft im Hotel Enzian: https://www.enzian-damuels.at/

PS: Ja ich weiß dass das Startbild des Videos komisch ausschaut 😀

23.08.2023

Um 7.00 läutete mein Wecker und ich war gut ausgeschlafen. Also packte ich mein Zeug zusammen und ging runter um ein leckeres Frühstücksbuffet vorzufinden. Alina (die Chefin) versorgte mich noch mit Kaffee und ich genoß das Frühstück. Danach holte ich meine Sachen und verabschiedete und bedankte mich noch ausgiebig. Zimmer und Frühstück waren gratis, weil sie mein Abenteuer unterstützen wollte !

Videotelefonierend stapfte ich bergauf Richtung Faschinajoch. Dort zweigte ein Weg ab, der weiterhin steil hinauf ging und mich zu einer wunderschönen Alm brachte wo ich den besten Hollersaft der Welt genießen durfte.

Frisch gestärkt ging es dann weiter Richtung Zafernhorn, an dem ich allerdings nur vorbei ging.

Wiedermal äußerst schweißtreibend, da wie immer über 30 Grad herrschten, stapfte ich dann endlich wiedermal bergab und kehrte auf der Zafernalpe ein.

Dort waren auch grad zwei ältere einheimische Herrn mit ihren E-Bikes angekommen. Ich fragte ob man hier auch was zu essen bekommt und einer der beiden meinte, ja, der Senner wird eh gleich kommen. Die beiden luden mich ein an ihrem Tisch Platz zu nehmen, was ich natürlich annahm……Sie bemühten sich jedenfalls sehr, nicht 100% vorarlbergerisch zu reden damit ich auch ein wenig verstehe 😀

Dann kam der Senner vorbei und brachte uns eine Jause…..Speck, Käse, Wurst, Schnaps und Bier mit einem Ziegel Butter und Brot. Alles schön zum selbst abschneiden. Es war einfach köstlich und hausgemacht. Dann kamen weitere Einheimische dazu und natürlich erzählte ich auch hier wieder von meiner Tour. Nach gut 1 1/2h musste ich dann doch weiter, da ich noch einen harten Aufstieg vor mir hatte. Ein Selfie und ein weiteres Gruppenfoto ließ ich mir jedoch nicht entgehen:

Als ich dann schließlich den Senner (im unteren Bild ganz links) fragte wieviel ich ihm denn schuldig wäre, meinte er, was es mir denn wert sei. Ich bot ihm 20 EUR an. Er nahm 15 und bedankte sich!

Gut verköstigt und mit einem leichten Damenspitz taumelte ich weiter Richtung Biberacher Hütte, meinem Tagesziel. Und wieder holte mich ein Wegweiser auf den Boden der Realität zurück und kündigte mir den nächsten schweren Bergweg an 😉

450 Höhenmeter ging es steil bergauf zur Hochschere. Leider ging es nicht wie beim letzten Gipfel danach gemütlich bergab, sondern in genau der gleichen Steilheit wieder 400 Höhenmeter bergab…und das mit müden Beinen 🙁

Nach dem Steilgelände ging es dann am Fuße des Zitterklapfen entlang durchs Große Walsertal bis ich schließlich um 20 Uhr auf der Biberacher Hütte ankam. Nachdem ich keinen Schlafplatz reserviert hatte, entschuldigte ich mich für diesen Umstand und fragte ob sie denn noch einen Platz für mich frei hätten. Ich hatte Glück und bekam noch ein Bett in einem 4er Zimmer. Also brachte ich mein Zeug nach oben und eilte in die Stube um noch ein Abendessen zu bekommen. Kurz darauf kam die Chefin zu mir und meinte dass Daria angerufen hatte und sich erkundigt hatte ob ich schon angekommen sei. Also rief ich Daria schnell zurück da es mittlerweile 20.30 war. Ich genoss das Abendessen und ging kurz darauf totmüde schlafen.

24.08.2023

Schon am Abend hatte ich beschlossen, dass ich heute einen Pausetag machen würde, also zog ich mir, als meine Zimmerkammerad*innen im Zimmer lärmten, den Schlafsack über den Kopf und schlief noch eine Runde weiter. Um 9 Uhr stand ich dann auch auf und genoss die Vormittagssonne mit einem Kaffee auf der Terrasse.

Beim Auffüllen meiner Wasserflaschen fiel mir dann folgendes Schild auf, dass mich an meinen schönen Weg über die Hochschere erinnerte:

Leider hatte sich schon in der Nacht mein rechtes Knie mit Knieschmerzen gemeldet, die heute leider noch zugenommen hatten. Also hieß es Füße hoch und die Sonne genießen.

Als ich mir den Wetterbericht für die nächsten Tage mit Blick auf meine Tour ansah, wurde mir übel. Dauerregen für 4 Tage ab übermorgen standen an.

Am Nachmittag hatten die Knieschmerzen leider noch an Intensität zugenommen und auch die psychischen Herausforderungen der Vortage hatten ihre Spuren hinterlassen. Die schweren Bergwege mit dem schweren Rucksack am Rücken und das ganze alleine, war mir schlussendlich zu gefährlich gewesen. Mit Hinblick auf das schlechte Wetter beschloss ich, dass ich am nächsten Tag wohl absteigen werde und meine Reise in Salzburg fortsetzen würde (in der Hoffnung dass die Touren dort nich ganz so brutal wären).

25.08.2023

Nachdem ich in der Nacht sehr gut geschlafen hatte, stieg ich früh morgens um 7.00 Richtung Schröcken ab. Leider hatten die Knieschmerzen noch zugenommen und ein Schmerzmittel war unausweichlich. So beschloss ich, nach Hause zu fahren um die Knieschmerzen und das Schlechtwetter daheim auszusitzen. Trotzdem zauberten die wunderschöne Landschaft und der Gedanke, dass ich meine Familie am Abend wiedersehen würde ein Lächeln auf mein Gesicht.

2 1/2 statt den angeschriebenen 1 1/2 h brauchte ich hinunter nach Schröcken zur Bushaltestelle. Von dort fuhr ich mit dem Bus nach Lech am Arlberg. Dort hatte ich ca. 1 1/2h Pause bis mein Bus Richtung St. Anton am Arlberg weiterfuhr. Zum Glück gab es gleich neben dem Busbahnhof eine super Fleischerei, wo ich mir eine köstliche Leberkassemmel und ein Bier einverleibte 😉

Dann ging es mit dem Bus weiter nach St. Anton am Arlberg wo ich mich schließlich in den Zug Richtung Wien begab. Am Abend holte mich dann meine Family am Bahnhof in Felixdorf ab und ich konnte ein paar Tage zu Hause bei SCHÖNWETTER genießen.

Stay tuned…….Part 2 folgt in Kürze!

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Eine Antwort zu Going Home 2023 / Part 1

  1. Wolle sagt:

    Du bist super !

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